Noch können wir es uns nicht vorstellen, das Schönebürgstadion und seine Plätze ohne unseren Günter Braun, ohne seine ansteckende Freude an der Leichtathletik, an der Bewegung schlechthin. Jetzt ist er in seinem "Wohnzimmer", auf dem Kunstrasenplatz, ganz nah an seinem Elternhaus mit 82 Jahren überraschend verstorben. Ein Blick zurück.
Er trat bereits 1948 in den TSV Crailsheim ein, vielleicht befördert durch den Umstand, dass sein Elternhaus nur einen Steinwurf entfernt vom Gelände des TSV lag. Die 50 er Jahre brachten dann das Hineinwachsen in die Jugend- und Juniorenklasse. Damals war die Spezialisierung noch in den Kinderschuhen, jeder Leichtathlet hatte eine breite Grundausbildung in vielen Disziplinen, deshalb war er in der Aktivenklasse eine der Stützen der DMM-Landesligamannschaft, die in dieser Klasse zwei Jahrzehnte vorne mitmischte. Für unseren Moss gerade recht kamen zu Beginn der 70 er Jahre die neuen Aktivitäten im Seniorenbereich auf WLV- und DLV-Ebene. 1974 sein wertvollster sportlicher Erfolg. Mit 6,83 m im Weitsprung wurde er in Burg Gretesch deutscher Seniorenmeister in seiner Altersklasse. Seine Mehrkampfqualitäten zeigte er beim Gewinn der Senioren-Europameisterschaft im internationalen Fünfkampf 1988 in Verona. Auch im fortgeschrittenen Alter gehörte seine Liebe der aktiven Leichtathletik, dem Sich-Messen mit Gleichaltrigen, der Freude an der Bewegung.
Legendär auch seine Ader für die Pressearbeit. Unter seinem Kürzel (güb) hat er dafür gesorgt, dass Generationen von TSV-Leichtathleten mit ihren Leistungen in der Heimatzeitung gebührend gewürdigt wurden. Das war ihm wichtig, seine Leichtathletik sollte unter den Sportarten ihren gebührenden Stellenwert erhalten. Bei ungezählten Sportfesten im Schönebürgstadion oder in der Großsporthalle hat er mitgewirkt, war zeitweise Sportwart und bis zum Schluss im Hauptausschuss des TSV mit Rat und Tat. Diese Verdienste würdigten der Württ. und der Deutsche Leichtathletikverband mit den Ehrennadeln in Gold, beim TSV ist er Ehrenmitglied.
Beim Abschied von unserem Günter begleiten wir ihn mit großer Dankbarkeit, mit lieben Gedanken. Er wird uns fehlen, mit seinem Humor, seiner hohenloher Lebensart wird er unvergessen bleiben. Und sollte es im Himmel doch einen Sportplatz geben, unser Günter wird alle aufmuntern, das erste himmlische Sportfest anzugehen, wir hier unten in Crailsheim würden uns mitfreuen.
Günter machs gut, danke für die Zeit mit dir.
Frieder Nass
2019 feiert Otto Braun seinen 70sten Geburtstag. Über 50 Jahre brachte er sich an vorderster Front aktiv ein bei den Leichtathleten des TSV Crailsheim, am Anfang als Athlet, schon in sehr jungen Jahren und auch lange als Abteilungsleiter, aber auch und auch derzeit noch als Abteilungsleiter und Trainer.
Als Jugendlicher kam Otto Braun 1966 von Rot am See mit großem Talent und Leidenschaft für die Leichtathletik nach Crailsheim. In dieser Zeit hatte die Leichtathletik in Crailsheim eine gewisse Dynamik durch die engagierte Teilnahme des TSV beim DMM (deutsche Mannschaftsmeisterschaft). Ab 1968 verstärkte er als Aktiver erheblich die Mannschaft in der Landesliga. Durch seine Affinität zum Mehrkampf, noch heute ist er Vereinsrekordhalter im Internationalen Fünfkampf, Zehnkampf und Stabhochsprung, wurde er zur wertvollen Stütze und steuerte viele Punkte bei beim Sprint, wie auch beim Sprung und beim Wurf.
Schon bald zeigte sich bei Otto aber eine weitere große Stärke, nämlich das Interesse daran, dass die Leichtathletik im TSV einen fundierten Aufbau erhält. Stellschrauben für Erfolg wurden von ihm an vielen Ecken angebracht. Anfang, Mitte der 70er Jahre wurde erstmals eine Schülergruppe zusammengestellt. Zu der damaligen Zeit war es noch eine Art Zufall oder Glück, wenn Jugendliche den Weg zu der Leichtathletik fanden. Crailsheim bekam die Großsporthalle, Otto kämpfte mit, dass die Leichtathleten alle 4 Sektoren für eine Trainingszeit erhielten. Schon an vorderster Front war Otto, als es im neuen Stadion um die Frage ging, kommt ein Kunststoffbelag auf die Laufbahn. Davor hatte Crailsheim nur eine 300m-Aschenbahn mit 4 Bahnen um den oberen Sportplatz (selbst für die alten Crailsheimer Leichtathleten heutzutage kaum noch zu erahnen). Keine Frage war, dass zur Einweihung des neuen Stadions auch ein Leichtathletiksportfest stattfinden musste. Otto war da dann schon Abteilungsleiter und voll in seinem Element. Es wurden Helfer benötigt, es brauchte ausgebildete Kampfrichter, es brauchte Werbung. Überall agierte er mit großem Einsatz mit großem Erfolg. Aus dem Eröffnungssportfest entwickelte sich daraus dann auch das Flutlichtsportfest. Über viele Jahre war dies ein nicht wegzudenkender Tag im Terminkalender der Leichtathletik. Es lockte den Weltmeister Patrix Ilg nach Crailsheim, den mehrfachen deutschen Meister im Stabhochsprung Günter Lohre, den Europameister über 800m Peter Ferner, den Medaillengewinner im Zehnkampf Siggi Wentz und den Goldmedaillengewinner Dieter Baumann sowie Athleten aus den USA, Neuseeland und Israel und viele mehr, wovon heute noch die imposante Liste der Stadionrekorde im Schönebürgstadion aufzeigt.
Irgendwann brauchte es für so ein wichtiges Sportfest eine elektrische Zeitmessung. Das war wieder eine Aufgabe für unseren Otto. Daraufhin gelang es ihm auch württembergische Meisterschaften nach Crailsheim zu holen. Doch damit war sein Wirkungspotential noch nicht ausgeschöpft. Über Jahre organisierte er für die Leichtathletikjugend ein Ostertrainingslager, über Jahre forcierte er einen Sportaustausch mit der tschechischen Stadt Marianske Lazne (Marienbad). Dies war zu damaliger Zeit, als es noch den Ost-West-Konflikt gab, eine ungewöhnliche, eine auch diffizile Angelegenheit.
Noch viele Aktionspunkte könnten herangezogen werden mit Otto als Initiator, als Mentor, als Motor - doch man würde sich wohl verzetteln.
Viele Jahre, sehr viele Jahre sind seither vergangen, aber noch immer ist Otto voll 'verbandelt' mit der Leichtathletik. Noch immer hat er großen Spaß an der Leichtathletik, mit ihr ist es halt am schönsten. Noch immer hat Otto am Organisieren viel Vergnügen, es ist halt das Schönste. Seine Treue und Leidenschaft zur Leichtathletik ist einfach großartig und unumstößlich.
Speziell in den letzten Jahren gefällt ihm auch seine Trainertätigkeit sehr gut und auch da ist er voll im Einsatz. Um noch einmal auf die lange Zeit aufmerksam zu machen, die er der Leichtathletik schon gewidmet hat, um einen Bogen zu spannen, betreute er in letzter Zeit mit Jonathan und Simon Vogt erfolgreiche Diskus- und Hammerwerfer. Sie sind die Enkel von Karl Baumann eines Weggefährten von Otto aus den 60er, den 70er Jahren, weiter kümmert er sich um Marie Koch bei ihren Deutschlandaufenthalte.
Vielleicht und auch hoffentlich kommt weiterhin noch reizvolles auf ihn zu von der Leichtathletik, seiner Leichtathletik.
(ug)
Ralf Mangold
Crailsheim, den 06.02.2019
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